Zugehörigkeiten und Identität von Wiener Jugendlichen

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

Im Zentrum des Projektes MiDENTITY steht die Frage, welche Bezugspunkte Jugendliche in Wien für die Konstruktion ihrer eigenen sozialen, räumlichen und kulturellen Zugehörigkeiten heranziehen. Definieren sie sich selbst etwa als Wienerinnen und Wiener, als Ottakringerinnen, als Slowaken oder Türkinnen? Und welche Merkmale verbinden sie mit den jeweiligen Identitäten? Da Fragen der Zugehörigkeit in unserer von Migration mitge-prägten Gesellschaft ständig medial verhandelt werden, forschen wir auch nach der Rolle der Medien bei der Konstruktion von Identitäten: Schülerinnen und Schüler sollen im Projekt dazu befähigt werden, auch die Wirkung von Medien auf ihre Selbstverortung sowie auf die Zuschreibungspraxis anderer zu hinterfragen.

Den Ausgangspunkt des Projekts MiDENTITY bildet eine wienweite Fragebogenerhebung unter Schülerinnen und Schülern, in der anonym die Bezugspunkte der Zuschreibungspraxis Jugendlicher erhoben werden. In Gruppendiskussionen in den Projektklassen der drei Kooperationsschulen werden die Ergebnisse kritisch reflektiert, die mediale Debatte über räumliche Identitätszuschreibungen analysiert und alternative Identitätsmodelle diskutiert. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler erforschen ihren eigenen Umgang mit Selbst- und Fremdverortungen und bringen ihre Lernerfahrungen und Forschungsergebnisse später auch in Form von Interventionen in die gesellschaftliche Debatte ein.

Die Methode einer kritischen Diskursanalyse für Schülerinnen und Schüler wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorbereitet, und gemeinsam mit Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern für die jeweilige Zielgruppe adaptiert. Die Ergebnisse des Projektes MiDENTITY sollen auch über die Projektklassen hinaus wirken. Dafür werden Konzepte für die Vermittlung kritischer Medienkompetenz im Schulunterricht sowie durch Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren (Echo-Peers) aber auch für die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung und –fortbildung erstellt und erprobt. Die drei wissenschaftlichen Hauptziele des Projektes lauten:

Ziel 1: Die Selbstverortungen und Zuschreibungspraxen von Schüler/innen der Sekundarstufe II in Wien mittels Fragebogenerhebung und Gruppendiskussionen erfassen und analysieren.

Ziel 2: Jugendliche zu reflektiertem Umgang mit eigenen und medialen Zuschreibungspraxen anregen und Alternativen der Selbst- & Fremdverortung abseits verkürzender räumlich-kultureller Kategorien erarbeiten.

Ziel 3: Ein Analysewerkzeug zur Schulung kritischer Medienkompetenz im Schulunterricht sowie für die Professionalisierung von Lehrpersonen zur Verfügung stellen.

Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit

  • Mediennutzung in der Peer-Group (z.B. im Vergleich zur JIM-Studie, im Vergleich zu anderen Altersgruppen, zu anderen Zeiten; Zweck und Dauer der Nutzung, verschiedene Medien im Vergleich nach Zweck, Ort, Dauer etc.; Reflexionen über Gründe, Auswirkungen oder Sinn der Mediennutzung etc.)
  • (Eigene) Mediennutzung kritisch hinterfragen (Reflexion über Gründe und Effekte von bestimmten Verhaltensweisen z.B. von Likes/Dis-likes, von Postings, von Kommentaren)
  • Zuschreibungspraktiken in Medien - Kritische Medienanalyse zur Darstellung bestimmter Gruppen in (unterschiedlichen) Medien, zur Konstruktion von "Wir"- und "Sie"-Gruppen
  • Identitätskonstruktionen von Jugendlichen (Bezugspunkte für die Selbstdefinition von Jugendlichen, Marker (Merkmale) für die Selbstdefinition von Jugendlichen etc.)
  • Zuschreibungspraktiken in der Schule – Kritische Analyse von Diskursen Jugendlicher im Schulalltag (z.B. bezüglich aus dem medialen Diskurs übernommener Zuschreibungspraktiken)
  • Zuschreibungspraktiken im Alltag – Kritische Analyse von Diskursen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen (z.B. bezüglich aus dem medialen Diskurs übernommener Zu-schreibungspraktiken)
  • Lehrerinnen und Lehrer-Vermutungen zu Identitätskonstruktionen von Jugendlichen – Erhebung durch Einzelinterviews/Gruppendiskussionen mit Lehrpersonen; Analyse ihrer Vorstellungen/Vermutungen zu Faktoren, welche die Selbstdefinition von Jugendlichen beeinflussen und der auf diesen Vermutungen aufbauenden Handlungsentscheidungen im Schulalltag
  • Entwicklung Peer-to-peer-Workshop „(Soziale) Medien und Identität“ – eigenständige Entwicklung und Durchführung eines Workshops (Konzept, Materialien) zum Umgang von Jugendlichen mit medialen Zuschreibungspraktiken und Identitätskonstruktionen; Evaluierung (z.B. mittels Fragebogen, Interviews, o.Ä.) und Überarbeitung

Einstiegsliteratur

  • Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2016): Identität. - In: fluter. Das Heft - Nr.61. Online unter: https://www.fluter.de/heft61 [Zugriff: 30.07.18]
  • Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2016): Integration. - In: fluter. Das Heft - Nr.58. Online unter: https://www.fluter.de/heft58 [Zugriff: 30.07.18]
  • Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2015): Flucht. - In: fluter. Das Heft - Nr.55. Online unter: https://www.fluter.de/heft55 [Zugriff: 30.07.18]
  • Schmiederer, Ernst (2012): Import/Export. Klagenfurt: Wieser Verlag.
  • Segert, Dieter (2016): Regionale, nationalstaatliche und EU-Identitäten - ein Miteinander oder das Gegeneinander der Verschiedenheiten? In: Identitäten. Informationen zur Poli-tischen Bildung Nr. 40, S. 5-10.
  • weitere Titel der Zeitschrift „fluter“ sind ebenfalls empfehlenswert

Spezialisierung

Besonders für AHS geeignet
Besonders für BHS geeignet
Projekt mit zusätzlichen Unterstützungsangeboten
Forschungsfeld:

Identitätskonstruktionen von Jugendlichen im (medialen) Raum

Schlüsselwörter: Identitätskonstruktionen, Jugendliche, Sozial, Kultur, Zugehörigkeit, Fragebogenerhebung, Intervention, Identifikation

Übermittler der Themenanregung:
Universität Wien

Bei diesem Projekt bietet dir das Forschungsteam folgende weitere Unterstützung an:

Interviews, Konzeptuelle Beratung (Fragestellung, Methoden…) etc.

Über Kontaktaufnahme freut sich:

Dr. Christiane Hintermann