Geschlecht, Natur und Rollenbilder

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

„Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind in der Evolution bedingt. In der Steinzeit, als die Menschen als Jäger und Sammlerinnen lebten, waren sie notwendig.“ Solche und ähnliche Theorien über Geschlechterunterschiede – beispielsweise in Bezug auf Farbvorlieben oder Orientierungsfähigkeit – sind nicht nur im Alltag anzutreffen, sondern auch in wissenschaftlichen Forschungen, die derzeit populär sind. Die feministische Wissenschaftskritik hinterfragt wissenschaftliche Theorien und Studien evolutionärer und biologischer Geschlechterunterschiede. Sie zeigt, dass Wissenschaft nicht in einem machtfreien Raum stattfindet, sondern im Zusammenhang gesellschaftlicher Ungleichheit zu verstehen ist. Die Frage, was warum als „Wissen“ und „wissenschaftlich“ gilt, ist umkämpft.

In der gegenwärtigen „Wissensgesellschaft" spielt wissenschaftliches Wissen eine zentrale Rolle in der Herstellung, aber auch der Herausforderung gesellschaftlicher Ordnung. Ein kritischer Umgang mit wissenschaftlichem Wissen kann daher als eine „demokratische Grundfertigkeit" gesehen werden. Insbesondere die Schule ist ein Ort, an dem gelernt werden kann, „wissenschaftliche Tatsachen" und vermeintliche Wahrheiten kritisch zu hinterfragen und die eigenen Mitgestaltungsmöglichkeiten an gesellschaftlichen Prozessen zu erweitern. Hierzu will das Projekt durch die Förderung einer critical science literacy einen Beitrag leisten.

Im Projekt erarbeiten Schüler_innen der 11. Schulstufe des Gymnasiums GRG 23 gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und ihrer Psychologielehrerin einen kritischen Zugang zu wissenschaftlichem „Wissen vom Menschen". Ein besonderer Fokus liegt auf Geschlechterwissen. Dabei werden folgende Forschungsfragen verfolgt: Wie wird wissenschaftliches Wissen gelernt/gelehrt? Welche Rolle spielt die Schule bei der Organisation von Wissenschaft? Wie wird wissenschaftliches Wissen produziert, vermittelt und alltäglich wirkmächtig? Und welche Möglichkeiten kritischer Wissensproduktion gibt es?

Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit

  • **Geschlecht – etwas „Natürliches“?**
  • Was ist Geschlecht?
  • Gibt es Mädchen und Buben wegen eines „natürlichen“ Geschlechterunterschieds?
  • Und worin besteht dieser: in den Genitalen, den Hormonen, den Chromosomen?
  • Zugespitzt: Liegt es in ihrer „Natur“, dass Mädchen Rosa mögen?
  • Hier werden schon viele Widersprüche offensichtlich, die in einer Arbeit diskutiert werden sollen: Nicht alle Mädchen mögen Rosa. Was hat die Vorliebe für eine Farbe mit körperlichen Unterschieden zu tun? Und warum wird bestimmten Unterschieden überhaupt eine solche Bedeutung beigemessen und anderen nicht?

Einstiegsliteratur

  • Fine, Cordelia (2012). Die Geschlechterlüge. Die Macht der Vorurteile über Frau und Mann. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Quaiser-Pohl, Claudia/Jordan, Kirsten (2005). Warum Frauen glauben, sie könnten nicht einparken – und Männer ihnen Recht geben. Über Schwächen, die gar keine sind. Eine Antwort auf A. & B. Pease. München: Beck.
  • Voß, Heinz-Jürgen (2011). Geschlecht. Wider die Natürlichkeit. 2. Aufl. Stuttgart: Schmetterling Verlag.

Spezialisierung

Besonders für AHS geeignet
Projekt mit zusätzlichen Unterstützungsangeboten
Forschungsfeld:

Wissenschaftskritik

Schlüsselwörter: Geschlecht, Natur, Sex, Mann, Frau, weiblich, männlich

Übermittler der Themenanregung:
Universität Wien

Bei diesem Projekt bietet dir das Forschungsteam folgende weitere Unterstützung an:

Literaturrecherche, Themeneingrenzung

Über Kontaktaufnahme freut sich:

Dr. Iris Mendel