Handlungsvorstellungen

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

Stellen Sie sich vor, Sie sind im Freibad. Sie nehmen Anlauf und springen vom Beckenrand kopfüber ins Wasser. Dann schwimmen Sie eine Bahn.

Während Sie dies gelesen haben, haben Sie möglicherweise nicht nur verstanden, was hier gesagt wurde, sondern haben dabei vor Ihrem geistigen Auge das Schwimmbad, den Rand des Schwimmbeckens und das Wasser im Schwimmbecken gesehen. Vielleicht haben Sie die Wärme der Sonne und die Kühle des Wassers beim Eintauchen auf Ihrer Haut gespürt. Möglicherweise haben Sie die Bewegungen nachempfunden: das Gefühl in den Beinen beim Anlauf und beim Absprung, die Bewegungen der Arme und Beine beim Schwimmen. Letzteres bezeichnet man als Bewegungsvorstellungen oder Handlungsvorstellungen. Dies sind Handlungen, die nicht tatsächlich ausgeführt werden, sondern die so vorgestellt werden als ob man sie ausführen würde.

In der Wissenschaft wird untersucht, nach welchen Prinzipien Handlungsvorstellungen funktionieren. Sind sie tatsächlichen Bewegungen ähnlich? Dies scheint der Fall zu sein. So findet man beispielsweise, dass es oft genauso lange dauert sich eine Bewegung vorzustellen, wie diese tatsächlich auszuführen.

Wenn man sich beispielsweise vorstellen soll, mit einem zusätzlichen Gewicht zu gehen, die gleiche Strecke zu hüpfen oder rückwärts zu gehen, so dass die Zehenspitzen immer an der Ferse des anderen Fußes anstoßen, dann kann es auch zu längeren oder kürzeren Vorstellungs- als Ausführungszeiten kommen. Ein entscheidender Unterschied zwischen vorgestellten und ausgeführten Handlungen ist, dass man während der Vorstellung keine Rückmeldung über die Handlung selbst und die durch sie eintretenden Veränderungen in der Umgebung erhält. Inwieweit diese Konsequenzen einer Handlung realitätsgetreu simuliert werden können, ist eine zentrale, bislang noch ungeklärte Frage in der Forschung.

Anwendung findet die Forschung zu Handlungsvorstellungen im mentalen Training. Ein wesentlicher Bestandteil von mentalem Training ist die regelmäßige und planmäßige Wiederholung von Handlungsvorstellungen mit dem Ziel der (motorischen) Leistungsverbesserung. Mentales Training wird schon lange von Sportler/innen, vor allem im Spitzensport, angewendet. Es kann der Unterstützung des physischen Trainings dienen, aber auch als Ersatz wenn eine Pause des physischen Trainings notwendig ist, beispielsweise nach einer Verletzung. In neuerer Zeit beginnt man auch den Einsatz und die Effektivität von mentalem Training in der motorischen Rehabilitation, z.B. bei Schlaganfallpatienten mit Halbseitenlähmung zu untersuchen. Erste Studien zeigen, dass mentales Training, zusätzlich zur regulären Physiotherapie angewendet, zu einer weiteren Verbesserung der Symptome führen kann.

Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit

  • Vorstellung von Handlungen unterschiedlicher Komplexität und Schwierigkeit
  • Unterschiede und Gemeinsamkeiten von vorgestellten und ausgeführten Handlungen
  • Rolle von Rückmeldung am Körper und aus der Umgebung bei ausgeführten und vorgestellten Handlungen
  • Einsatzmöglichkeiten von mentalem Training
  • Erklärungen für die Effektivität von mentalen Training
  • Formen des mentalen Trainings

Einstiegsliteratur

Spezialisierung

Für Spezialist/innen
Forschungsfeld:

Handlungsvorstellungen, motorische Vorstellungen, Mentales Training (Allgemeine Psychologie, Sportpsychologie)

Schlüsselwörter: Vorstellung, Imagination, menatles Training, Spitzensport