Vertrauensgüter - eine Forensisch-Ökonomische Untersuchung

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

Vertrauensgüter sind Güter und Dienstleistungen, bei denen Fachleute besser über die Bedürfnisse ihrer Kunden Bescheid wissen, als die Kunden selbst. Im täglichen Leben interagiert man oft auf Märkten für Vertrauensgüter. Ein Beispiel sind Autoreparaturen, bei denen der Mechaniker besser einschätzen kann, welche Reparatur erforderlich ist, als der Autobesitzer. Ein anderes Beispiel sind medizinische Behandlungen, bei denen ein Arzt typischerweise besser beurteilen kann, welche Therapie erforderlich ist, als der Patient. Auf Märkten für Vertrauensgütern ist oft auch die Qualität des bereitgestellten Gutes für den Kunden unbeobachtbar. Bei Autoreparaturen ist für den Autobesitzer z.B. oft schwer nachvollziehbar, ob eine in Rechnung gestellte Leistung (z.B. der Austausch des Ölfilters) tatsächlich erbracht wurde.

Aufgrund der Informationsasymmetrien auf Märkten für Vertrauensgüter haben Experten oft Anreize und Möglichkeiten ihre Kunden zu übervorteilen. Im Autoreparaturbeispiel kann der Mechaniker z.B. Reparaturen durchführen, die gar nicht notwendig sind – die Ökonomen sprechen dann von "Überbereitstellung"; der Mechaniker kann auch weniger Reparaturen durchführen, als erforderlich wären – ein Problem, das als "Unterbereitstellung" bezeichnet wird; oder der Mechaniker kann mehr Leistungen in Rechnung stellen, als tatsächlich erbracht wurden – man spricht dann von "Überbezahlung".

Ziel dieses Projektes ist es, ein großangelegtes natürliches Feldexperiment im Markt für Computerreparaturen durchzuführen. Anhand der gewonnenen Daten soll analysiert werden, warum, in welcher Art und in welchem Ausmaß Übervorteilungen durch Experten in bestimmten Situationen auftreten und welche Maßnahmen diesem Fehlverhalten entgegenwirken können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist geplant, manipulierte Test-Computer von verdeckten Experimentatoren in verschiedenen Computergeschäften in Reparatur zu geben. Durch Manipulation der Erwartungen der Experten bezüglich dem Fachwissen des Kunden, der sozialen Distanz zum Kunden und anderer potentiell für das Expertenverhalten relevanter Faktoren soll herausgefunden werden, ob ein systematischer Zusammenhang zwischen den Treatment-Variablen und dem Verhalten der Computerexperten besteht bzw. wie das Ausmaß und die Art des Betrugs von diesen Variablen abhängt und durch welche Interventionen das Ausmaß des Betrugs reduziert werden kann.

Mit diesem Projekt planen wir die bestehende Vertrauensgüter Literatur zu erweitern indem wir das Fehlverhalten von realen Experten auf realen Märkten für Vertrauensgüter systematisch untersuchen und Faktoren identifizieren, die das Fehlverhalten beeinflussen. Darüber hinaus planen wir, zu analysieren, welche Maßnahmen in der Lage sind, das Fehlverhalten einzuschränken. Die Ergebnisse aus diesem Projekt sind daher potentiell hilfreich für Gesetzgeber, um effektive Institutionen zu gestalten, welche helfen, das Fehlverhalten von Experten einzuschränken und somit eine höhere Zufriedenheit für Konsumenten in Vertrauensgütermärkten zu schaffen.

Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit

  • Planung eines Feldexperimentes in einem Markt für Vertrauensgüter
  • Kurzanalyse bzw. Listung von diversen Vertrauensgütermärkten
  • Verschiedene Vertrauensgüter im Vergleich

Einstiegsliteratur

Spezialisierung

Projekt mit zusätzlichen Unterstützungsangeboten
Für Spezialist/innen
Besonders für BHS geeignet
Forschungsfeld:

Verhaltensökonomie, Feldexperimente, Vertrauensgüter

Schlüsselwörter: Verhalten, Ökonomie, Vertrauen, Dienstleistungen

Übermittler der Themenanregung:
Universität Innsbruck

Bei diesem Projekt bietet dir das Forschungsteam folgende weitere Unterstützung an:

Beratung, Literaturempfehlung

Über Kontaktaufnahme freut sich:

O. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kerschbamer