Botanische Diversität in Osttirols Hausgärten

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

Bäuerliche Hausgärten stellen mit ihrer Vielfalt an genutzten Pflanzenarten sowie dem damit verknüpften Erfahrungswissen der Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter einen integralen Bestandteil der Kulturlandschaft des Bezirkes Lienz (Osttirol) dar. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Lienz (mit Professorinnen und Professoren für Biologie, Physik & Englisch) untersuchten im Rahmen des Sparkling Science-Projekts "Homegrown - Vielfalt in bäuerlichen Hausgärten Osttirols" in Gärten u.a. Pflanzenarteninventar und die Nutzung der Pflanzen. Diese Ergebnisse wurden mit vor 20 Jahren durchgeführten Erhebungen in denselben Gärten verglichen und helfen Veränderungen der Gärten und ihrer Bewirtschaftung zu identifizieren. Um ein besseres Verständnis über die lokale Wahrnehmung der Bedeutung von Gärten zu erlangen, wurde die Wahrnehmung der Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter und ihrer Nachbarinnen und Nachbarn über Ökosystemdienstleistungen sowie den damit verknüpften Werten und Einstellungen erfasst. Details von Bewirtschaftungstechniken, die etwa zur Anpassung an Witterungsextreme oder zur Sicherstellung einer nachhaltigen Bewirtschaftung dienen, wurden erforscht.

Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit

  • Botanische Diversität in Hausgärten und deren Nutzung: Am Beispiel von 10 Hausgärten wird untersucht, welche Pflanzen in Hausgärten wachsen, und wie die Pflanzenarten tatsächlich genutzt werden. Praktische Relevanz /Frage: Es wird immer behauptet Gärten seien so vielfältig und so wichtig für die Eigenversorgung: Aber ist eigentlich klar, welche Vielfalt da wirklich anzutreffen ist und wie diese wirklich genutzt wird? Forschungsfragen: •Was wächst in den Gärten? •Was wissen die GärtnerInnen über die mögliche Nutzung der Pflanzenarten? •Was wird tatsächlich genutzt und wie?
  • Der Garten macht mich krank! Hausgärten - Gesundheit - Wohlbefinden. Anhand von 15 Gärten wird untersucht, welche Wirkung die Gartenarbeit auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gärtnerin bzw. des Gärtners hat, wie die Wirkung wahrgenommen wird und was die Literatur zum Thema sagt. Praktische Relevanz: Gärten werden zunehmend in der Therapie eingesetzt, sollen sie doch sehr positive Eigenschaften auf psychische und physische Gesundheit haben. Können wir unseren Garten so einsetzen, dass wir ewig leben? Forschungsfragen: • Welche Auswirkungen werden Gärten auf Gesundheit von den Gärtnerinnen und Gärtnern zugeschrieben? • Welche ganz konkreten Erfahrungen wurden hierzu in Familien gemacht, die Gärten bewirtschaften?
  • Psychologie: Dafür ist die Oma zuständig! (Geschlechterrollen in Hausgärten) Anhand von 15 Gärten wird untersucht, wer im Garten was tut. Weswegen sind die Rollen so verteilt? Und sind alle damit einverstanden? Praktische Relevanz: Aushandlungsprozesse über Rollenverteilungen begleiten uns im ganzen Leben. Es ist sinnvoll, sich damit zu beschäftigen, wie diese so erfolgen können, dass sie nicht zu Unzufriedenheit, Widerständen oder Ärger führen. Forschungsfragen: • Welche Arbeiten sind im Garten zu erledigen? • Wer erledigt diese Arbeiten? • Wie erfolgt der „Aushandlungsprozeß“ über Zuständigkeiten (Rollen)? • Wie zufrieden sind die Beteiligten mit ihrer Rolle?
  • Mama, ich bin im Garten! Hausgarten als Schule, Spielplatz & Versteck Anhand von 15 Gärten wird mit einfachen kindgerechten Methoden untersucht, was Kinder bis 14 Jahren vom Garten halten, im Garten machen und vom Garten für einen Nutzen erhalten. Forschungsfragen: • Was tun Kinder im Garten? Wie tun sie es? • Wie nehmen Kinder Garten und seine Angebote wahr?
  • Biologie/Psychologie: Notfall- und Krisenvorsorge mit Hilfe des Gartens? Anhand von 15 Gärtnerinnen wird untersucht, welche Leistungen (Ökosystemdienstleistungen) der Gärten den Gärtnerinnen wichtig sind, aber auch was GärtnerInnen an ihrem Garten nicht so wichtig finden. Praktische Relevanz: Gärten stellen eine Vielzahl an Leistungen bereit, die zur Versorgung von Menschen und der Regulierung des Ökosystems beitragen, oder schlicht unsere Kultur darstellen. Sich darüber bewusst zu sein, führt zu einem anderen neuen Blick auf die Rolle von Gärten! Forschungsfrage: • Welche Ökosystemdienstleistungen nehmen GärtnerInnen war, und welche davon sind ihnen wichtig? • Welche Elemente des Gartens sind für Notfälle und Krisen hilfreich?
  • Mathematik/Wirtschaftskunde: Was kostet ein Hausgarten – Was leistet ein Hausgarten? Am Beispiel von fünf Hausgärten von Bekannten errechnet die VWA genau die Kosten und die Leistungen des Hausgartens. Kosten sind zum Beispiel alle Einkäufe (Saatgut, Jungpflanzen, …) aber auch Wasserverbauch für das Gießen oder aufgewendete Arbeits-zeit. Leistungen sind überwiegend die Kostenersparnis für den Einkauf durch die eigene Ernte, also Erntemenge x fiktivem Einkaufspreis eines vergleichbaren Produktes im Su-permarkt. Praktische Relevanz: Ist es eigentlich ein Gewinn oder ein Verlustgeschäft eigenes Ge-müse anzubauen? Forschungsfragen: • Was kostet ein Garten? • Welchen Ertrag bringt ein Garten? • Ist ein Garten Gewinn oder Verlust?
  • Physik / Wirtschaftskunde: Werkzeuge im Garten – Veränderungen & Ergonomie Ein Garten ist ohne Werkzeug kaum vorstellbar. Bereits die eigenen zwei Hände stellen ein grundlegendes Werkzeug dar, aber in Gärten kommen neben Spaten oder Rechen heute auch Gartenkrallen oder Motorfräsen zum Einsatz. Anhand von 15 Gärten sollen die eingesetzten Werkzeuge und Geräte untersucht werden. Praktische Relevanz: Maschinen/Geräte haben Vor-/Nachteile, die bekannt sein sollten. Der richtige / falsche Einsatz kann zur Zerstörung des Bodens, zu Rückenschmerzen oder anderen negativen Folgen führen. Man sollte sich daher mit Werkzeugen, Geräten, ihren Effekten bis hin zur Ergonomie gut beschäftigen, wenn man Gärtnerin ist. Forschungsfragen: Welche Werkzeuge und Geräte werden in Gärten eingesetzt? Wie haben sich Charakteristika Werkzeuge und Geräte sowie ihr Einsatz verändert? Welchen Effekt haben diese Werkzeuge und Geräte auf Garten, Mensch und Umwelt?
  • Chemie: Bodenkennwerte von Hausgärten Die VWA untersucht mit drei verschiedenen „Schnelltestkits“ die bodenchemischen Charakteristika von Böden in 15 Hausgärten im Lienzer Talboden. Dabei geht es einerseits, darum Kennwerte zu erfassen, wie pH, N, P, K etc., andererseits darum, drei im Handel erhältliche „kits“ in ihren Ergebnissen zu vergleichen. Praktische Relevanz: Taugen die Schnelltests was? Und: Wie gut sind die Böden der Gärten mit Stickstoff versorgt? Forschungsfragen: In welchen Bereichen liegen die wesentlichen bodenchemischen Kennwerte der Gärten? Wie ist die Aussagefähigkeit verschiedener Testkits im Vergleich?

Einstiegsliteratur

  • Vogl-Lukasser, B. & C.R. Vogl (2002): Bäuerliche Hausgärten - Vielfalt im Kleinen, die sich stetig entwickelt. Ernte - Zeitschrift für Ökologie und Landwirtschaft, Nr. 02:16-18
  • Vogl-Lukasser, B. & B. Gegenbauer (2004): Bauerngärten in Niederösterreich. Endbericht zum gleichlaufenden Forschungsprojekt im Auftrag von Stadt-Land Impulse, Bruck/Leitha, Österreich.
  • Eigenverlag von Stadt-Land-Impulse GmbH, Bruck an der Leitha, Österreich

Spezialisierung

Für Spezialist/innen
Projekt mit zusätzlichen Unterstützungsangeboten
Forschungsfeld:

Agrarbiodiversität, Biologie, Umweltökonomie, Wirtschaftskunde, Psychologie

Schlüsselwörter: Agrarbiodiversität, Biologie, Pflanzenart, Garten, Bewirtschaftung, Ökosystem, Witterung

Übermittler der Themenanregung:
Universität für Bodenkultur Wien

Bei diesem Projekt bietet dir das Forschungsteam folgende weitere Unterstützung an:

Fachliche und methodische Tipps können gerne gegeben werden!

Über Kontaktaufnahme freut sich:

ao. Univ.Prof. Dr. DI Christian Vogl